„Wir wollen ein Zeichen setzen“
Die Tafel im Bergwinkel übernimmt eine wichtige soziale Funktion in der Region, kämpft allerdings mit einer zu starken Beanspruchung. Jetzt trafen sich die Bürgermeister der Kommunen Bad Soden-Salmünster, Schlüchtern, Sinntal und Steinau an der Straße mit dem neuen Vorsitzenden Günther Fecht am Hauptstandort in Steinau, um Möglichkeiten der Kooperation und Unterstützung auszuloten.
„Die Arbeit, die Sie alle hier leisten, ist gar nicht hoch genug zu bewerten“, betonte Steinaus Bürgermeister Christian Zimmermann eingangs: „Großen Respekt und vielen Dank an alle, die sich hier engagieren.“ Und Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller ergänzte: „Wir wollen ein Zeichen setzen und die Tafel im Bergwinkel unterstützen – ideell wie finanziell. Ziel muss es sein, dass die Fixkosten langfristig gedeckt sind.“
Dass dies nicht so einfach sei, erläuterte Tafel-Vorstandsmitglied Walter Pickert: „Schließlich können wir unsere Kosten nicht auf unsere Kunden umlegen. Da sind wir auf Unterstützung angewiesen.“ Aufwendungen fielen einige an, selbst wenn die Tafel im Bergwinkel sehr sparsam arbeite: „An Mietkosten für die vier Ausgabestellen, Benzinkosten und Personalkosten für eine Sekretärin sowie für die Reinigungskraft kommen wir nicht vorbei.“ Immerhin: Die Müllgebühren erlasse die Stadt Steinau schon seit Jahren.
Das große Problem sei in der heutigen Wahrnehmung der Tafel zu sehen, erläuterte Pickert weiter: „Wir werden als verlängerter Arm des Sozialstaates betrachtet. Aber das können wir gar nicht leisten.“ Ursprünglich sei die Tafel gegründet worden, um Lebensmittel zu retten und sie an Bedürftige zu verteilen. „Heute ist es so, dass viele Leute ohne die Tafel gar nicht mehr überleben könnten.“ In der Tat: Die Tafel im Bergwinkel versorgt an den vier Ausgabestellen in Bad Soden, Schlüchtern, Sinntal und Steinau an der Straße mehr als 1000 Menschen wöchentlich. „Das sind knapp 2,5 Prozent der Bevölkerung in den vier Kommunen“, sagte Vorstandsvorsitzender Günther Fecht: „Damit sind wir an der Grenze des Machbaren angelangt.“
Aber die Zahlen stiegen eher, als dass sie abnähmen, so Fecht. „Wir haben seit dem Krieg in der Ukraine einen unglaublichen Zulauf zu verzeichnen.“ Gleichzeitig schickten viele Supermärkte ihre Lebensmittel jedoch direkt in die Ukraine, „sodass wir hier vor Ort sogar noch weniger zur Verfügung haben als ohnehin schon“, so Fecht.
Neben dem Tagesgeschäft müsse die Tafel sich auch für die Zukunft rüsten. So müsse unter anderem die Toilettenanlage saniert werden, und ein neuer Kühlwagen sei perspektivisch ebenfalls nötig. „Und der kostet schnell mal 70.000 Euro“, sagte Fecht.
Insgesamt sei die Unterstützung aus der Region schon jetzt sehr lobenswert, erläuterte Gabriele Pricop aus dem Tafel-Vorstandsteam: „Wir haben mehr als 160 Helferinnen und Helfer, alleine zwölf Teams in Steinau. Wir kooperieren mit der Brüder-Grimm-Schule und der Unterkunft am Hof Reith, Unternehmen wie Jökel Bau und Möbel Rudolf unterstützen uns und stellen uns immer mal ihre Azubis zur Seite. Wir sind sehr dankbar dafür. Aber wir merken, dass wir an Grenzen stoßen.“
Thomas Henfling sagte daher: „Wir sind alle gewillt, die Tafel zu unterstützen. Vielleicht gelingt es uns, das eine oder andere weitere Unternehmen aus der Region für die Arbeit der Tafel zu gewinnen. Ich bin mir sicher: Wenn die Betriebe den Bedarf kennen, sind viele bereit zu helfen.“ Wer dies tun und die Tafel unterstützen möchte, kann sich beim Vorsitzenden Günther Fecht unter der Handynummer 0151/74402015 oder per Mail an g.fecht@tafel-bergwinkel.de melden.
Die Tafel hat auch einige Ziele: Die Homepage tafel-bergwinkel.de wird derzeit überarbeitet, die Pressearbeit soll verstetigt werden, und als Nächstes steht eine Weihnachtsaktion an. An dieser wollen sich die Bürgermeister der vier Kommunen übrigens allesamt beteiligen.
Bad Soden-Salmünsters Rathauschef Dominik Brasch unterstrich abschließend: „Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen. Das kann die Unterstützung bei Pflasterarbeiten oder Sanierungen sein oder Hilfe bei der Unterhaltung der Liegenschaften. Wir sollten künftig pragmatischer an viele Dinge herangehen und dazu beitragen, dass sich die Ehrenamtlichen der Tafel auf ihre essenzielle Aufgabe und Arbeit konzentrieren können. Ich bin mir sicher, dass wir hier in Zukunft einen guten Weg finden werden.“