Millionen für das Wassernetz
Schlüchtern: In der Bergwinkelstadt wird nicht nur sichtbar im Hochbau kräftig gearbeitet, sondern auch unter der Erde. Dort gilt es, die Wasserversorgung und das Kanalnetz auf einem modernen Stand zu halten. Immerhin knapp acht Millionen Euro hat die Kommune 2023 für Projekte im Bereich der Stadtwerke eingeplant, gut eine Million mehr als in diesem Jahr.
Gemäß den teilweise neuen Auflagen und Erfordernissen besteht entsprechend Handlungsbedarf und deswegen aktuell zahlreiche Projekte auf der Agenda. „Die technische Erneuerung und der Erhalt unserer Infrastruktur ist äußerst wichtig, um unsere Stadt fit für die Zukunft zu machen“, betont Bürgermeister Matthias Möller (parteilos).
Vordringlich sind dabei die Bemühungen um die Versorgungsnetze in den Stadtteilen Vollmerz, Drasenberg und Breitenbach, wo es zuletzt zu Verunreinigungen gekommen war. In Hinkelhof wurde der Hochbehälter als Verursacher der Probleme identifiziert. Daher wird dieser nun für 340.000 Euro komplett saniert und bekommt unter anderem eine neue Innenbeschichtung, eine neue Innenverrohrung sowie eine Aufbereitungsanlage (ultraviolette Desinfektion).
Im Stadtteil Breitenbach waren zuletzt umfangreiche Spülarbeiten im Verteilungsnetz ausgeführt worden, so dass die Belastung reduziert werden konnte. Die Maßnahmen sind voraussichtlich auch noch bis in das Frühjahr 2023 notwendig, um letztlich nach Abschluss aller Kontrollmessungen und anstehenden Arbeiten die Freigabe des Trinkwassers ohne Chlordesinfektion zu ermöglichen.
Bei der Suche nach der Ursache in Drasenberg gibt es Fortschritte und es können wahrscheinlich die Kammern des Hochbehälters als Auslöser, nach den bis jetzt erfolgten Maßnahmen, ausgeschlossen werden. Aufgrund neuer Erkenntnisse können nicht den aktuellen Vorgaben entsprechende Installationen eines Hausanschlusses oder einer landwirtschaftlichen Betriebsstätte eine Rückübertragung von Bakterien ins Wassernetz verursachen.
Eine Entwarnung ist für die betroffenen Ortsteile istmnoch nicht möglich. Hierzu müssen erst mehrfach sogenannte Freimessungen in Absprache mit dem Gesundheitsamt erfolgen. Es wird weiterhin konsequent – in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt – gechlort.
Für die Belieferung der Bürger der Stadt Schlüchtern mit sauberem Trinkwasser werden 2023 für rund 1,2 Millionen Euro neue Hochbehälter in Ramholz und Vollmerz verbaut. Die Hochbehälter in Drasenberg, Wallroth, Hinkelhof und Breitenbach werden für insgesamt rund 100000 Euro mit zusätzlichen UV-Filteranlagen aufgerüstet.
Mehrere Regenrückhaltebecken bedürfen dringend einer Sanierung, so beispielsweise die Anlagen im Bereich der alten Kläranlage bei Schlüchtern-Niederzell sowie der zu Ahlersbach gehörende Anlage. Altersbedingt müssen im kommenden Jahr im Breslauer Weg in der Innenstadt die Ver- und Entsorgungsleitungen ausgetauscht werden.
Weiter gebaut wird auch am Wasser- und Kanalnetz in den Ortsdurchfahrten von Elm und Hutten, in der Jossaer Straße in Niederzell die Wasserversorgung – auch im Hinblick auf den Anschluss des Bereichs „Auerbachwinkel“ – neu geordnet. Im Wallrother Schneitweg müssen die Abwasserleitungen erneuert und ausgebaut werden.
Die Stadtwerke Schlüchtern gehen bei der Wasserversorgung zudem künftig neue Wege. Um im Notfall eine vom Stromnetz bedingt unabhängige Notversorgung sicherzustellen, prüft die Verwaltung den Einsatz von Photovoltaikanlagen mit Batterietechnik zum kurzzeitigen Weiterbetrieb der Anlagen ohne Energie von außen.
Bei all diesen Maßnahmen kommt die Kommune nicht umhin die Gebühren im kommenden Jahr moderat anzuheben. So wird die Wassergebühr von derzeit 3,11 Euro pro Kubikmeter (netto) ab dem 1. Januar auf vier Euro erhöht. Der Preis war seit 2017 weitgehend konstant, lediglich 2022 angehoben worden. Und das, obwohl in den vergangenen Jahren mehrfach Gebührenunterdeckungen im Haushalt der Stadtwerke auszugleichen waren. Diese konnten jedoch durch die Verwendung von Gebührenausgleichsrücklagen, ohne den Bürger zu belasten, abgefangen werden. Beim Schmutzwasser ist der Preis seit 2015 bei 2,70 Euro/Kubikmeter stabil. Hier gibt es ab Januar eine Erhöhung auf 3,10 Euro. Die Stadtwerke sind verpflichtet, kostendeckend ohne Verluste zu wirtschaften. Verluste und Gewinne sind in den Folgejahren auszugleichen. Die Ausgleichsrücklagen aus der Vergangenheit sind aber nunmehr restlos aufgebraucht.
Für die Anstiege sind mehrere Gründe verantwortlich. Da sind beispielsweise die allgemeinen Preissteigerungen bei Baumaßnahmen und der Versorgung mit Ersatzteilen zu nennen, aber auch die höheren Zinsen bei der Finanzierung und die Stromkosten zum Betrieb der Anlagen. Belastend wirken auch die verschärften Verordnungen in Deutschland, die zu Mehraufwand und damit Mehrkosten bei der Überwachung des Wassernetzes führen.