„Ein neues schönes Fleckchen in unserer Stadt“
Eine Kurve für die Fische und mehr Aufenthaltsqualität für die Menschen: Der Verlauf der Kinzig hinter dem Feuerwehrgerätehaus in der Innenstadt wird derzeit verändert. Damit soll für die heimischen Fischarten Äsche, Groppe und Bachneunauge die sogenannte Durchgängigkeit des Gewässers wiederhergestellt werden, die wegen der Betontreppe des ehemaligen Mühlenwehrs derzeit nicht gegeben ist. Bei der Gelegenheit wollen die Verantwortlichen die Aufenthaltsqualität für die Schlüchternerinnen und Schlüchterner an dieser Stelle deutlich erhöhen.
Direkt hinter dem Feuerwehrgerätehaus und neben der Fußgängerbrücke über die Kinzig gräbt sich eine große Baggerschaufel immer wieder in den Erdboden und verlädt das Material auf einen kleinen Vorderkipper, der die Erde schließlich abtransportiert. Thomas Müller vom Bauamt Schlüchtern blickt auf die Pläne zur Umgestaltung der Kinzig in der Innenstadt. „Hier soll eine kleine Kurve entstehen“, erläutert Müller und zeigt auf den Boden vor sich. Die Kurve soll den heimischen Fischarten Äsche, Groppe und Bachneunauge helfen, wieder besser flussaufwärts zu kommen. „Das ist beim bisherigen Verlauf wegen der Treppenstufen, die noch vom alten Mühlenwehr da sind, nur schwer möglich“, erläutert Müller.
Die Stadt Schlüchtern ist diesmal übrigens nicht Initiator der Aktion, sondern wurde mit der Baumaßnahme vom Land Hessen beauftragt. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte die komplette Vorplanung bis hin zur Genehmigung übernommen, um die Erhaltungsziele der Natura-2000-Verordnung sowie der Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen.
Die Wasserrahmenrichtlinie sieht vor, alle Flüsse, Seen, Grundwasser und Küstengewässer in Europa bis 2027 in einen guten Zustand zu versetzen. Mit der Natura-2000-Verordnung sollen in speziellen Schutzgebieten die natürlichen Lebensräume sowie die wildlebenden Tiere und Pflanzen erhalten werden.
Die kleine Kurve, die hier entstehen soll, ist im Ansatz bereits zu erkennen. Und es lässt sich auch erahnen, dass der Zugang zum Fluss künftig einfacher möglich sein wird. „Wir haben uns dazu entschieden, das Ufer flacher zu gestalten. Wenn jemand in den heißen Sommermonaten mal die Füße ins Wasser halten möchte, ist das bald möglich“, sagt Thomas Müller. Die Uferseite, auf die das Wasser prallen wird, soll zum Schluss noch mit großen Natursteinen gegen die Strömung geschützt werden.
Generell soll der Durchgangsweg vom Untertorparkplatz über die Fußgängerbrücke bis hin zum Sportgelände im nächsten Jahr deutlich aufgewertet werden: Bänke und eine schöne Bepflanzung sind geplant, sodass dort „ordentlich Aufenthaltsqualität entsteht“, wie Bürgermeister Matthias Möller es beschreibt: „Damit machen wir aus der Not eine Tugend, schließlich kommen wir um die Arbeiten ohnehin nicht herum.“
Die Kosten für die Umgestaltung liegen bei circa 312.000 Euro – genau diese Summe steuert auch das Land Hessen bei. „Wir müssen dann nur dafür sorgen, dass der Zaun des Sportgeländes wieder hergestellt wird“, erläutert Thomas Müller. „Und im nächsten Jahr stehen schließlich die Aufhübschungsmaßnahmen an, die wir ebenfalls selbst tragen müssen.“ Dennoch: Die Ausgaben für die Stadt Schlüchtern dürften am Ende in einem sehr niedrigen Bereich liegen.
Der bisherige Durchgang mit der Betontreppe des alten Mühlenwehrs bleibt übrigens trotzdem bestehen. „Dieser soll künftig als zusätzlicher Flutgraben bei Hochwasser dienen“, erläutert Thomas Müller. „Die Schlüchternerinnen und Schlüchterner können sich wirklich auf ein neues schönes Fleckchen in unserer Stadt freuen.“
All zu lange dauert es jedenfalls nicht mehr: Gestartet wurde mit den Arbeiten vor gut zwei Wochen, Ende Oktober soll bereits alles fertig sein.